E-Commerce-Trends (Teil 1) – diese Entwicklungen prägen Ihre E-Com-Strategien

Amazon-Trends und neue E-Commerce-Strategien für Händler.

Jedes Jahr treten neue Trends im E-Commerce auf. Ob es nun die Anpassung der Lagerhaltung aufgrund von Lieferengpässen betrifft, der Umgang mit KI oder der Wechsel von Omni- zu Multichannel – die E-Commerce-Landschaft ist von zahlreichen Entwicklungen geprägt, die Online-Händler beeinflussen und neue Impulse setzen. Mit dem bevorstehenden Jahreswechsel ist es an der Zeit, einen Blick auf die kommenden Trends zu werfen. Welche Entwicklungen sollten Online-Händler im Auge behalten? Zunächst beschäftigen wir uns mit den wichtigsten Veränderungen in den grundlegenden E-Commerce-Strategien.

E-Commerce: Der Status Quo

Die Statistiken sprechen eine eindeutige Sprache bezüglich der Entwicklungen im E-Commerce: Allein zwischen 2013 und 2018 zeigt der Handelsverband Deutschland ein Wachstum von rund 66 Prozent im B2C-E-Commerce. Und 2021 knackte der Online-Handel bereits die 100-Milliarden-Euro-Marke in Deutschland, wie aus Daten des IFH KÖLN hervorgeht. Bis 2025 rechnet das IFH KÖLN damit, dass jeder fünfte Euro im Handel online erwirtschaftet wird. Für Deutschland prognostiziert das Institut einen Umsatz von 139 Milliarden Euro im Jahr 2025. Die weltweiten Prognosen für den E-Commerce sind sogar noch eindrucksvoller: Eine Erhebung von Statista beziffert den potenziellen Umsatz 2025 auf 2,9 Billionen Euro – ein Plus von rund 80 Prozent gegenüber 2021.

Das Umsatzwachstum ist allerdings nur eine Facette der Entwicklungen im E-Commerce. Auch die Frage nach den wichtigsten Plattformen im Online-Handel ist für den Erfolg entscheidend. Hier wird die Bedeutung von Amazon schnell deutlich. Im Ranking der 100 größten Online-Shops in Deutschland liegt Amazon nach Daten des EHI Retail Institute auf Platz 1 der wichtigsten Shopping-Plattformen. Als Generalist erwirtschaftete Amazon.de 2021 einen Nettoumsatz von 15,86 Milliarden Euro. Auch beim Blick auf die beliebtesten Warengruppen im E-Commerce zeigen sich klare Trends bei den Shopping-Präferenzen. Die umsatzstärksten Warengruppen lassen sich dem Segment Bekleidung (19,3 Milliarden Euro Umsatz 2021) sowie Elektronikartikel und Telekommunikation (16,44 Milliarden Euro Umsatz 2021) zuordnen. Alleine das Segment Bekleidung macht fast ein Viertel des Gesamtumsatzes im B2C-E-Commerce aus.

Der Status Quo gibt Online-Händlern jedoch lediglich ein partielles Bild von den Entwicklungen. Sie sollten nicht nur auf Umsatzprognosen, zentrale Shopping-Plattformen und beliebte Warengruppen schauen. Für erfolgreiche Unternehmen ist es heute darüber hinaus wichtig, eine exzellente Customer Experience für ihre Kunden zu bieten.

Auch im Marketing eröffnen sich neue Chancen und bereits bekannte Kanäle gewinnen an Bedeutung. Besonders wichtig: Social Commerce. Das müssen Händler jetzt wissen.
Für den E-Commerce ist die Logistik eine besondere Herausforderung. Vor allem durch die stetig wachsende Bestellmenge und die damit verbundenen unzähligen Päckchen und Ziele. Pakete kommen viele Händler oft an ihre Grenzen. Diese Logistik-Trends werden 2023 wichtig.

E-Commerce-Strategien – die Zukunft setzt den Fokus auf die Customer Experience

Wir haben drei E-Commerce-Strategien für das kommende Jahr zusammengetragen, die auf das Konto der Customer Experience einzahlen. So werden für Online-Händler Omnichannel und D2C im kommenden Jahr eine wesentliche Rolle spielen. Der richtige Payment-Mix wird zunehmend zum Erfolgskriterium und nicht zuletzt wird die Zukunft des E-Commerce von mobilen Endgeräten geprägt sein. 

1. Drift zu Multi-und Omnichannel nimmt zu, D2C kommt ins Rollen

Kunden sind heute selten ausschließlich im Online-Shop der Händler unterwegs, wenn sie nach einem Produkt suchen. Vielmehr informieren sie sich über Angebote auf verschiedenen Shopping-Plattformen – vor allem auf Online-Marktplätzen wie Amazon, aber auch OTTO oder Kaufland. Händler können sich dabei zwischen zwei Strategien für Marktplätze entscheiden: Multichannel-Commerce oder Omnichannel-Commerce. 

Der Unterschied zwischen beiden liegt in der Verzahnung der Vertriebswege. Im Multichannel-Commerce werden Produkte zwar auf unterschiedlichen Marktplätzen und im eigenen Online-Shop angeboten, allerdings besteht keine Verzahnung der verschiedenen Kanäle. Im Omnichannel-Commerce ist das anders. Hier interagieren alle Kanäle miteinander. Zudem integrieren Händler neben dem Online-Handel oft auch den stationären Handel, sofern sie Ladengeschäfte betreiben. 

All das ist für viele Händler nichts Neues mehr. Dennoch gehört der Drift hin zum Multi- und noch mehr zum Omnichannel-Commerce zu den wichtigsten E-Commerce-Trends der letzten Jahre. Warum? Weil die Ansprüche von Kunden steigen. Sie erwarten verzahnte Vertriebskanäle. Und darüber hinaus eine Vielzahl potenzieller Verkaufsorte im Online- und stationären Handel. Daher gilt für das kommende Jahr: Händler sollten ihre Vertriebswege weiter ausbauen. 

Hinzu kommt das Thema D2C-Commerce, wie Timo Weltner, Gründer und CEO von NETFORMIC, hervorhebt: „Die Eliminierung des ‘klassischen’ Händlers nimmt noch mal neue Fahrt auf. Das Thema D2C, nicht im Sinne neuer Brands, sondern im Sinne, dass auch die ‘tradierten’ Hersteller immer stärker direkt an den Kunden herantreten, erhält zunehmend Bedeutung und als Handelsorganisation muss ich mir mehr und mehr die Frage meiner eigenen Wertschöpfung stellen. Im Grunde bleibt nur der Gang zum Servicedienstleister, zum Marktplatz oder zur Eigenmarke oder auch einem Mischmodell, aber ein klassisches Handelsmodell wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben.” Statt über Zwischenhändler Produkte an Kunden zu verkaufen, kommt es hier auf den direkten Kontakt zwischen Hersteller und Kundschaft an. Und das stellt ebenfalls neue Herausforderungen an die Online-Präsenz. 

Die Eliminierung des ‘klassischen’ Händlers nimmt noch mal neue Fahrt auf. Das Thema D2C, nicht im Sinne neuer Brands, sondern im Sinne, dass auch die ‘tradierten’ Hersteller immer stärker direkt an den Kunden herantreten, erhält zunehmend Bedeutung und als Handelsorganisation muss ich mir mehr und mehr die Frage meiner eigenen Wertschöpfung stellen. Im Grunde bleibt nur der Gang zum Servicedienstleister, zum Marktplatz oder zur Eigenmarke oder auch einem Mischmodell, aber ein klassisches Handelsmodell wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben.”

Timo Weltner, Gründer und CEO von NETFORMIC

2. Service durch flexibles Payment

Die Art und Weise, wie Kunden im Online-Shop bezahlen können, nimmt einen wesentlichen Einfluss auf die Conversion Rate. Das haben verschiedene Studien wie etwa die ECC-Payment Studie Vol. 25 mehrfach bestätigt. In der ECC-Payment Studie Vol. 25 gaben rund ein Drittel der Verbraucher an, ihren Kauf im Online-Shop abzubrechen, wenn die Top-3-Zahlungsverfahren – Rechnungskauf, PayPal und Lastschrift – nicht angeboten werden. 

Wichtig zu beachten: Gerade die Lieblingszahlungsverfahren sind stark von der Zielgruppe abhängig. Wenn Händler das Angebot für Ihren Online-Shop optimieren wollen, sollten sie daher neben den allgemeinen Top-Verfahren auch die bei Ihrer Zielgruppe beliebten Zahlungsoptionen integrieren. Dieser Trend zu einem breiten Zahlungsangebot ist nicht neu, aber weiterhin einer der relevantesten.

3. Mobile First – Desktop kommt an zweiter Stelle

Der E-Commerce-Trend zum mobilen Shopping ist ungebrochen und wird weiter an Bedeutung gewinnen. Schon 2021 wurden 57 Prozent der Onlinekäufe über das Smartphone getätigt; 29 Prozent zusätzlich über das Tablet. 2022 dürfte dieser Anteil weiter gestiegen sein. Die größte Zielgruppe für den Mobile Commerce bildet dabei die Generation Z. Sie sind mit dem Smartphone aufgewachsen und tätigen ihre Käufe am liebsten auch genau damit. In der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren, zu denen ein Teil der Generation Z bereits gehört, liegt die Smartphone-Nutzung fürs Online-Shopping bei 80 Prozent. Darüber hinaus bildet aber genauso die Generation Y eine wichtige Zielgruppe im Mobile Commerce. Bei den 30- bis 49-Jährigen, zu denen auch die Generation Y zählt, liegt die Smartphone-Nutzung mit 77 Prozent ähnlich hoch wie in der Generation Z.

Was bedeutet das jetzt für Händler? In erster Linie: den Online-Shop für Mobile Devices zu optimieren, sofern noch nicht geschehen. Die Tendenz zum Mobile Commerce nimmt zu – und das nicht nur generationsbedingt, sondern auch allgemein. Unternehmen im E-Commerce, die Conversions nicht aufgrund einer mangelnden User Experience im Mobile Commerce verlieren möchten, sollten darüber hinaus neue Services und Bedürfnisse ihrer Zielgruppen beim mobilen Online-Shopping evaluieren und ihren Shop auch dahingehend laufend anpassen.

4. Social Commerce 

Jedes Jahr nimmt das Thema Social Commerce an Bedeutung zu. Vor allem TikTok und Instagram sind beliebte Plattformen für Onlinehändler, um potenzielle Kunden anzusprechen. Der Vorteil liegt darin, dass für die Reichweite in den sozialen Medien nicht unbedingt ein großes Budget erforderlich ist. Früher war die Kritik berechtigt, dass ein guter Social Media-Kanal zwar das Markenimage erheblich verbessert, aber keinen direkten Umsatz generiert, da Social Media für viele Menschen zu unseriös wirkte, um tatsächlich ihre Bankdaten dort preiszugeben

Schaut man sich die E-Commerce-Trends von heute an, sieht man, dass dieses Argument nicht mehr gilt. Tatsächlich kaufen mittlerweile die Hälfte aller Social Media-Nutzer (47 %) auf diesen Plattformen ein, und 42 % sind bereit, ihre Kreditkartendaten dort weiterzugeben, oder diese Daten zumindest auf diesen Plattformen einzusetzen.

5. Augmented Reality (AR)

Augmented Reality – also das Einbetten virtueller Produkte in die reale Welt mittels Smartphone- oder PC-Kamera – bietet Online-Händlern vielfältige Möglichkeiten, um ihre Produkte für potentielle Kunden „greifbarer“ zu machen. 

Es gibt in diesem Bereich schon einige Vorreiter, die das Konzept erfolgreich eingesetzt haben. Ein prominentes Beispiel ist IKEA, in deren App Kunden schon seit Jahren AR nutzen können, um beispielsweise das neue Sofa im eigenen Wohnzimmer zu betrachten. 

Ein weiteres Beispiel ist Watchbox. Der Uhrenhändler verwendet AR, um Kunden die Möglichkeit zu geben, verschiedene Größen von Uhren virtuell anzuprobieren. Auf diese Weise können sie die perfekte Uhr auswählen und sicherstellen, dass diese gut am eigenen Handgelenk aussieht.

Im Bereich des Onlinehandels ist AR besonders in der Modebranche beliebt, denn die Kunden können ihre Kleidung virtuell anprobieren und so die Passform und das Aussehen eines Kleidungsstücks vor dem Kauf überprüfen. Fashion Retailer Asos nutzt beispielsweise simulierte Models auf der Website, die Nutzer mit AR anziehen können. So können Kunden prüfen, wie Kleidungsstücke an verschiedenen Körpertypen aussehen.

6. Videos

Betrachtet man die E-Commerce-Trends der letzten Jahre genauer, wird offensichtlich, dass die Nutzung von Produktvideos durch Händler deutlich zugenommen hat. Ob im eigenen Onlineshop, auf Plattformen wie Amazon oder als Video-Ads in sozialen Medien – die Präsentation von Produkten in bewegten Bildern ist zu einem wesentlichen Verkaufsfaktor geworden. Das liegt hauptsächlich daran, dass Produkte öfter verkauft werden, wenn Kunden die Möglichkeit haben, sie in Aktion zu sehen. Käufer erlangen durch diese Videos ein besseres Verständnis für die Funktionsweise und die Vorteile eines Produkts, was letztendlich zu einer gesteigerten Kaufbereitschaft führt. In der heutigen digitalen Landschaft ist die Integration von hochwertigen Produktvideos daher zu einer unverzichtbaren Strategie für Händler geworden, um sich von der Konkurrenz abzuheben und das Kundenerlebnis zu verbessern.

Fazit: E-Commerce-Strategien müssen Flexibilität gewährleisten

Beim Blick auf derzeitige E-Commerce-Trends im Bereich der Strategien ist im kommenden Jahr mehr denn je Flexibilität gefragt. Sowohl, was die Vertriebswege betrifft, als auch was das Payment anbelangt. Kunden wünschen sich beim Shopping, die Plattform selbst wählen zu können, über die sie einkaufen. Sei es ein Online-Shop, ein Online-Marktplatz, per Unternehmensapp oder, im Falle hybrider Händler, auch das stationäre Geschäft. 

Auch beim Payment erwarten Kunden eine breite Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten, die immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse und technischen Möglichkeiten angepasst sind. Nicht zuletzt gilt zudem bei E-Com-Strategien und Payment im Online-Handel: Mobile first. Beachten Händler diese drei Aspekte in ihren Strategien, stellen sie sich bereits gut für die Zukunft auf.

Ebenso spielen Social Commerce, Augmented Reality (AR) und die Nutzung von Videos eine entscheidende Rolle. Social Commerce ist auf Plattformen wie TikTok und Instagram im Aufschwung, da Händler potenzielle Kunden ansprechen können, ohne ein großes Budget investieren zu müssen. Früher galt Social Media als zu unsicher für direkte Käufe, doch heute kaufen bereits viele Nutzer direkt über diese Kanäle ein.

AR eröffnet Online-Händlern heutzutage die Möglichkeiten, ihre Produkte erlebbar zu machen. Besonders in der Modebranche ist AR beliebt, da Kunden Kleidungsstücke virtuell anprobieren können, um Passform und Aussehen zu überprüfen.

Zusätzlich hat sich die Bedeutung von Produktvideos stark erhöht. Händler setzen vermehrt auf Bewegtbilder, um Kunden die Möglichkeit zu geben, Produkte in Aktion zu sehen. Dies verbessert das Verständnis für die Ware und steigert die Kaufbereitschaft. 

Insgesamt sind alle diese E-Commerce Trends unverzichtbar für Händler, um im Wettbewerb zu bestehen und das Kundenerlebnis zu optimieren.

Bildnachweis: © Dilok – stock.adobe.com

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